Agrar-PV mit erneuerbarer Energie
Noch nie stand die Landwirtschaft vor so vielen Herausforderungen: Der Klimawandel und den damit drohenden gesellschaftlichen Verwerfungen, mehr und bessere Lebensmittel ressourcenschonend auf schrumpfenden und klimatisch ungünstigen Anbauflächen für eine immer größere werdende Bevölkerung zu produzieren, die Umwelt zu schützen und gleichzeitig den Bauern ausreichend Verdienstmöglichkeiten zu gewährleisten. Einige drängen zur Agrarwende hin zum biologischen Anbau, andere sind überzeugt, dass diese Probleme durch innovative hochtechnologisierte Landwirtschaft bewältigt werden können. Klimaschutz, Umweltschutz und nachhaltige Nutzung von natürlichen Ressourcen sind inzwischen nicht mehr nur die Aufgabe von Staaten, Regierungen, Institutionen und Landwirtschaft, sondern auch die Allgemeinheit muss in Zukunft ihren Beitrag dazu leisten.
Kurt Raffl vom Forschungszentrum agrarkurtsystem für landwirtschaftliche Wetterschutzsysteme entwickelte für genau diese Probleme seine innovativen Konstruktionen. Die landwirtschaftliche Anlage wird von einem Dach aus strukturverstärkter Folie geschützt, das sich vollautomatisiert nach Bedarf öffnen und schließen lässt (ein Hektar in 6 Minuten) zusätzlich bietet es einen seitlichen Schutz. Kombiniert wird dieser Mechanismus auch durch Photovoltaikpaneelen und zukünftigen Solarfolien.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Keine Abdrift mehr während des Ausbringens von Pflanzenschutzmittel und Reduzierung der Pflanzenschutzmittelmenge auf schätzungsweise 1/3 der sonst benötigten Menge. Durch gezielte und umweltschonende Ausbringung ist nun minimalster und höchst effizienter Einsatz der Pflanzenschutzmittel möglich. Damit senden die Bauern nicht nur ein wichtiges und positives Signal hinsichtlich der Pflanzenschutzdiskussionen, sondern sehen ein massives finanzielles Einsparungspotential beim Ankauf und Zeitersparnis durch die geringere und seltenere Anwendung.
- Schutz vor Wetter: Regen (und den damit zusammenhängenden Pflanzenkrankheiten), Gewitter, Hagel, Frost, Wind und zu starker Sonneneinstrahlung. Garantierte Ernten durch kontrollierbare Wachstumsbedingungen wie Belüftung, Feuchtigkeit.. nach Bedarf, das bedeutet bessere Qualität und höhere Erträge, denn nur vitale Pflanzen sorgen für eine gute Ernte. Durch die Optimierung sind frühere oder spätere Ernten außerhalb der Vegetationsphase z.B. bei Kirschen, Erdbeeren, Gemüse usw. möglich. Wie kein anderer Beruf ist der Landwirt häufig ungeschützt den zunehmenden Launen der Natur ausgeliefert und unvorhergesehene Wetter-Ereignisse wirken sich mittlerweile fatal auf Wachstum und Ernteerträge aus, was sich in Zukunft auch vermehrt auf steigende Versicherungsprämien und Lebensmittelpreise niederschlagen wird. Es ist also im höchsten Interesse des Bauern sowie den Konsumenten, seine Ernte zu schützen.
- Schutz vor Schädlingen wie der Kirschessigfliege: Die Landwirte sehen sich zunehmend mit Schäden von resistenten einheimischen wie auch importierten Insekten konfrontiert. Durch die geschlossene Anlage und den Einsatz von ökologischen Maßnahmen kann in der Anlage ein für die Insekten ungünstiges Klima geschaffen werden zB. biologischer Palmenrauch
- Die Erhaltung des Landschaftsbildes und Landschaftsschutz bleiben durch das Öffnen und Schließen der Anlage gewährleistet, es gibt keine Bodenversiegelung.
- Schutz vor Verdunstung: Durch steigende Durchschnittstemperaturen und schwache Niederschläge verursachte, anhaltende Wassermangel ist eine der gravierendsten Bedrohungen der Landwirtschaft. Deshalb ist besonders die Landwirtschaft aufgefordert äußerst sparsam, nachhaltig und so effizient wie möglich mit der kostbaren Ressource Wasser umzugehen und in besonders trockenen Perioden den Verbrauch auf das Minimum zu beschränken. Durch die Beschattung kann die Verdunstung reduziert werden und die begrenzte Verfügbarkeit von Wasser bei den Kulturen optimiert werden.
- Strom aus natürlichen Ressourcen wie Sonne oder Wind sind die Zukunft und immer mehr Maschinen werden Akku strombasiert entwickelt und gebaut. Mit dem Adlerkurtsystem und der integrierten Photovoltaik wird erneuerbare C02 neutrale Energie ganz nebenher in den Wiesen produziert. Dieser Strom kann genutzt werden um landwirtschaftliche Maschinen oder Batterien vor Ort aufzuladen, es kann bei Bedarf auch nachts geerntet werden. Überschüssige Energie kann durch Brennstoffzellen in ökologisch speicherbare Energie umgewandelt und z.B. fürs Heizen, Licht u.ä. genutzt werden und einen enormen Beitrag gegen den Klimawandel leisten.
- In einem nächsten Schritt soll mit dem Adlerkurtsystem der Sprung in die digitale Landwirtschaft gelingen. Sensoren und Kameras auf der Anlage sind mit verschiedenen Informationssystemen (z.B. Wetter) vernetzt und reagieren bei Bedarf automatisiert oder über App-Steuerung direkt übers Handy. Somit werden Arbeitseinsätze und zeitraubende Handarbeit effizient reduziert.
All diese Vorteile machen das Adlerkurtsystem interessant, für eine Vielzahl von Kulturen, wie z.B. dem Anbau von Steinobst, Beerenobst, Gemüse, Blumen, Hanf, Äpfel und Weinbau usw. Freilaufställe für artgerechte Vieh- und Tierzucht.
Aktuell wird eine Musteranlage gebaut und kann ab Mai 2021 am Haflingerhof in Naturns nach einer Testphase auf einer Fläche von 400m2 besichtigt werden. Eine digitale Plattform für Informationen und zum Austausch ist in Ausarbeitung.
Motto: von Bauer zu Bauer
Lasst uns Landwirte Verantwortung für die Zukunft übernehmen und stellen wir uns den pressierenden Themen unserer Zeit wie Ernährungssicherheit, Ertragssicherheit, Gewissenhaftigkeit beim Umwelt-und Pflanzenschutz, erneuerbare Energie, Klimaveränderungen, Flächenversiegelung und Transparenz während der Produktion.
Machen wir uns gemeinsam auf den global sustainability way in eine nachhaltige, effiziente und vor allem moderne Landwirtschaft!